– h o t )-( s p o t –

eloquent
2002

©opyright Iris Hoth

 

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eein später schleier
nacht wird laut
und krause wünsche
reichen weit

lebendig wird's
in seiner haut
und stupst den gott
der urgezeit

müde dann
entflammt verdaut
lässt alle wünsche
ungefreit

 
 
 
 
Tandaradei

Was tat er denn?
Wie soll ich es erklären?
Die Gestillen standen noch
einhellig zusammen,
und das Metronom blieb stumm.

Hob er eine Braue?
Eine Hand?
Ich hab kein Bild, das dies beschreibt.
Die Zeitbegleiter blieben plötzlich stehen,
ohne Vorwarnung.

Bestimmt tat er... nun was?
Bestach die Wächter?
Stieg ins Haus?
Schleppte er ein Feuer an?
Oder hinaus?

In diese endlich stille Weise,
die vierzig Sonnen schuf,
hinein ertönte jäh und leise
ein unglaublich knisterndes,
ein unerhört erotisches, erregendes.....

Tandaradei

 
 
 
 
so kalt
es frisst an meinen zehen
so kalt
es schneit in meinem Blut
es ist
als wollten durch die wehen
ungeborne geister treiben

so wahn
gekerkert in die zellen
so wahn
getrieben teer und feder gut
es ist
als wollten auf den wellen
wachsalben finger stranden

so sand, so wehr und glut,
unversöhntes land
auf ungeträumten spirren ruht
eines fremden gottes hand

und ungeborne geister treiben
wehen in mein blut
wachsalben finger stranden bald
so wahn so glut und sand
– so kalt

 
 
 
 
Es ist ein zäher Winkel,
nie ausgeleuchtet. In ihm schwelt
furchtlottertief die Angst.
Sie kauert

unterm Sofa und im Bett,
da auch. Im kalten Schwarzrock
flüstert und wispert sie
Metastasen.

Bauch ist ein Balg,
und das Herz flicht einen Kranz,
Wirbel tanzen
klaustrophob.

Papierne Gene
saugen Blut. Erwecken jäh
die Nachtnatter.
Das Nielicht flammt.

 
 
 
 
eloquent

Und da sinken wir herab vom siebenten auf den sechsten
und reden über Filme. Und vom sechsten auf den
fünften sinken wir, eloquentes Fachgespräch.
Auf dem vierten träumt ein Stein noch von
der Hitze des Vulkans. Auf dem dritten
erlischt ein Stern. Und weiter sinken
wir auf den zweiten und lächeln
verbindlich zu. Auf dem ersten
abgeklärt, überlegen
weltgewandt
sinken wir
sinken

.
und schla     gen schwere
Herzen in     der Brust.

 
 
 
 
So sehr rangiere ich bei dir
unter ferner liefen.
So sehr bin ich in deiner Nähe blass.

Ich geh bald träumen,
und dann bist du wohl entschlafen.

Im blauen Nachtmeer kreuze ich
den Weg der Gespielen.
Dort flüstern Sterne Oden an die Kunst.

Bald werd ich singen,
und dann bist du wohl verstummt.

 
 
 
 
 
Unwucht einer Stunde

Unruhe lichtert
suchend durchs Haus
nagt an Wänden und Bildern.
Lungert im Bett
ein Grobsturz hinaus
Kammer um Kammer bewildern
kreisende Schritte
hungernde Hand
fingert in Nischen und Ecken.
Zwitternd Gedanken
sich selbst unverwandt
zerstäuben im Nu.

Unruh gesichtert
schwelend durchs Haus
lugt aus den Bildern den Spiegeln.
Schemen und Schatten
wachsen heraus
wehen leutselig zu.

 
 
 
 
entrückt

Dort schweigt nun ewig
und drei Tage das Gesicht.
Das Haus des Trabanten
steht leer.
Die irdische Hand,
die goldene irdische Hand greift nicht
in die Umlaufbahn.

Erinnerung wiegt schwer
auf der Schulter, welche noch
von gestriger Liebkosung
die Blume schmückt.
Und wir erblinden,
erblinden aneinander doch
in kaltem Wahn

entrückt.

 
 
 
 
 
fortschreitend

Taubheit beschleicht diese Hand,
die sich nicht fühlt und zeitlos ist,
sie greift nicht mehr nach Sphären.
Und auch der falsche Himmel
ist längst abgewandt.

Einst tanzten Bilder wie Schimären
in psychodelisch buntem Land,
das kein Fuß jemals durchmisst.
Wie Krebsgeschwür und Schimmel
umhüttet Furcht nun den Verstand

und gräbt sich tief ins Eingenist,
während Klone sich vermehren
unter zagem Widerstand.
Leberbiss und Rippenstümmel
fibrieren heiß exorbitant.

 
 
 
 
Dem Himmel verschwistert
lebe ich hoch
droben über den Dächern,
wo der Vogel den Tag bewitzelt.
Oder mich – Federloses.

Und das Blau, es schwingt.
Und die Stunde singt,
dort wo die Träume fächern
und der Wind die Wolken kitzelt.
Oder mich – Sorgloses.

Und der Augenblick verweilt,
sinkt in den tiefen Himmel.
Mit ihm reise als Spion
ich ins Zeitlos, dort bespitzelt
ein Kobold das Äon.
Oder mich – auf dem Balkon.