– h o t )-( s p o t –

Themenlyrik
©opyright Iris Hoth

 

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Mutter und Sohn
- Themenlyrik "Bürsten" -

Die Bürste mit den hellen Borsten
nimmst du für die hellen Schuh.
Sodann nimmst du
die schwarze für die schwarzen Treter
und bürstest immerzu
bis sie glänzen.

Aber – wag ich einzuwenden –
Was mach ich mit den braunen Schlappen?
Die polierst du mit dem Lappen!

Das lange Haar wird glänzend weich,
wenn hunderfünfzig mal, zähl mit!
die Bürste durch die Locken glitt.
Auf der Karriereleiter weiter
indes bringt dich ein Bürstenschnitt.
Akkurat in Form.

Aber – wieder eine Frage –
wenn ich nun kurze Locken trage?
Das, mein Sohn, ist nicht die Norm!

Gefällig ist der graue Anzug,
jedoch auch Hose und Jackett
farblich passend sind adrett.
Dem Vorgesetzten zeigst du Leistung,
und zu den Frauen bist du nett.
So wird's dir gelingen.

Aber der Rivale, der besser ist als ich,
wie kann ich ihn bezwingen?
Den bürstest du gegen den Strich!

Iris Hoth, 1999

 
 
 
 
Körper
- Themenlyrik -

K iesel liegen wie gedunsne Linsen,
Ö l morastend im irdischen Bauch.
R habarber unterm Blatt macht langen Strunk.
P erlmuscheln kapseln sich ein.
E in Gebirge, ein Wasser, ein Wind,
R egsam im unendlichen Gebinde.

Iris Hoth, 1999

 
 
 
 
Jenseits
- Themenlyrik "Farben" -

Gefahr! botschaftet das Rot und Ruhe
suggeriert das Blau.
Da ist Grün, da ist Gelb, ehe Grau
alle Farben überstürzt
und blasst und schmilzt und tiegelt.
Die Seele wiegelt
apotheistisch Schwarz,
auferstandne Göttin der Symptome.
Leben verkürzt auf die Ewigkeit.
Tag ist Gespenst.
Farben sind Gnome.

Iris Hoth, 1999

Lesung
 
 
 
 
- Themenlyrik "Berge" -

Fünf mal ihn umrundet
zehn mal ihn bespuckt
und immer noch unverrückt

Kein Gipfelglück

Drei mal ihn bekreuzigt
acht mal ihn ins Gebet genommen
massiv ungerührt

Kein Gipfelrauschen

Ihn gesegnet und verflucht
ihn angegraben
da speit er

Asche auf mein Haupt

Dort steht der unerklommne Berg
Glaube versetzt ihn nicht
Mut

lässt ihn links liegen

Iris Hoth, 1999

Lesung
 
 
 
 
- Themenlyrik "Herbstdepression" -

Über Nacht war's Herbst
und kalt
und Nebel schlierte
und auf dem Asphalt
schwarze Regenpfützen

Über Nacht kam mir ein Traum
ich wünschte mir zu sterben
und Wahrheit gierte
und so tiefe Kerben
schnitzte sie

über Nacht in das Gelebe
heute hier und morgen dort
als wehte Wind mich in die vierte
Dimension
dann fort

Iris Hoth, 2001

 
 
 
 
- Themenlyrik "Flugzeug" -

Septemberwende

Dreihundert Tonnen Silberbauch
Siebzig Meter von der Nase bis zum Schwanz
Scherenschnitt vor roten Sonnen
Wir fliegen

Dreihundert Koffer unterwegs
Auf sechzig Metern Spannweite der Glanz
Roter Sonnen über Wolkenschicht
Wir fliegen

Dreihundert Boardsandwiches
Bald tausend stundenkilometerschnelle Eleganz
Zu roten Sonnen hin
Wir fliegen

Dreihundert Seelen
Elftausend Kilometer Angst
Rote Sonnen in Welthandelszentren
Wir fliegen

Iris Hoth, 2002

 
 
 
 
- Themenlyrik "Stachelrock" -

Leila

Leila liegt im Stachelrock
und ein altgedienter Bock
wetzt Schenkel und Schniedel und Scham

Ein altgedienter geiler Bock
wetzt schamlos Schniedel und Schenkel
Leila lügt im Stachelrock
Traumatollgeplänkel

Schamlos wetzt Schenkel und Schniedel
traumakkurat gewaltendes Bald
Jämmert ein Wirdnicht der altfeile Bock
flieht vor dem Menschengesiedel
Leila im Stachelrock

Iris Hoth, 2002

 
 
 
 
- Themenlyrik "Stachelrock" -

Zuerst der Blauschurz,
er zermalmt mit Händen
groß wie Pfannen
ein Kinderherz.

Der Schiefstiefel
vagabundiert
abjochig.

Im Stachelrock
stehen die Freisamen
und frieren.

Überm Rübenacker
schlägt Pfausonne
ein Rad.

Iris Hoth, 2002

 
 
 
 
 
 
 
Hinter dem Begriff Themenlyrik verbergen sich Aktionen, die von Zeit zu Zeit in der Newsgroup de.etc.schreiben.lyrik stattfinden, wenn alle Teilnehmer eingeladen sind, zu einem (ganz undemokratisch von einem Einzelnen) vorgegebenen Begriff ein Gedicht zu schreiben.