– h o t )-( s p o t –
©opyright Iris Hoth
 

Mentalverschmelzung

In Episoden, Filmen und Romanen wird die vulkanische Mentalverschmelzung immer wieder gerne rangenommen. Einerseits verdankt sie ihre Popularität bei Autoren, Zuschauern und Lesern sicher der Faszination, mit der für uns Menschen die Vorstellung eines solchen Vorgangs behaftet ist. Außerdem verdanken wir dieser mentalen vulkanischen Fähigkeit eine Reihe wirklich spannender, ergreifender bis rührender Schilderungen solcher Kontakte. Andererseits wird leider die Mentalverschmelzung dabei etwas überstrapaziert und regelrecht inflationär gehandelt. Der realen Praxis und Häufigkeit der Mentalverschmelzung wird dies nicht gerecht.

 

Was ist überhaupt eine Mentalverschmelzung?     

 
Um dies vorweg zu nehmen: Alle diesbezüglichen Erklärungsversuche müssen zwangsläufig unzureichend sein. Kaum ein Mensch erlebt etwas Vergleichbares, und wer nicht gerade einen vulkanischen Freund besitzt, der ihm zu einer entsprechenden Erfahrung verhilft, wird hier nie zu einer auch nur annähernd zutreffenden Vorstellung gelangen. Und wer eine solche Erfahrung machen durfte, dem werden doch die Worte fehlen, um das Erlebnis zu beschreiben. Ich will mich also um eine möglichst neutral-sachliche Erklärung bemühen.

"Wenn ich Erfolg habe, wird sich Ihr Verstand mit dem meinen vermischen, bis sie nicht mehr unterscheidbar sind."

(Spock in "Die Kolonie der Abtrünnigen" von Gene de Weese [dew01])

Die Mentalverschmelzung stellt einen Kontakt zwischen den mentalen Sphären von zwei Personen her. Gedanken, Erinnerungen, Gefühle des Einen werden für den teilnehmenden Anderen denkbar, erinnerbar, fühlbar. Er betrachtet die Reminiszenzen des Einen als seien es seine eigenen. Für die Dauer der Mentalverschmelzung wird, was der Eine ist, seine Sphäre, zu einem integralen Additiv des Anderen.

Laut Gene de Weese bewirkt eine Mentalverschmelzung die vollkommene Fusion der Psychen ihrer Teilnehmer und durchbricht Barrieren, die im Laufe eines Lebens aufgebaut wurden [dew01]. Damit beschreibt de Weese allerdings die intensivste Variante. Nachdem die Mentalverschmelzung an sich bereits alles andere als alltäglich ist – sie ist es erst Recht nicht in dieser Intensität. Es kann nicht einmal als sicher gelten, dass jeder Vulkanier fähig ist, eine Mentalverschmelzung von solcher Intensität zu initiieren. Hingegen kann jeder – auch Angehörige fremder Spezies, ob Mensch, Wal, Horta oder sonstwas – durch einen fähigen Vulkanier auf diese Weise verschmolzen werden. Womit sich der Vulkanier selbst allerdings einer mitunter erheblichen Gefahr aussetzt. Schlimmstenfalls ist der Kontakt so intensiv, dass er sein Bewusstsein von jenem des Anderen nicht mehr oder nicht ohne sachkundige Hilfe entflechten kann. Dieser Gefahr und dem daraus folgenden bedauerlichen Schicksal entgeht Spock mehrmals nur äußerst knapp. [mci01, sky01]

Normalerweise finden Mentalverschmelzungen jedoch nur zwischen Vulkaniern statt. Innerhalb der vulkanischen Kultur sind sie eine je nach Anlass praktizierte Selbstverständlichkeit. Sie mit Außenweltlern einzugehen ist dagegen eine zwar durch die Mitgliedschaft Vulkans in der Föderation häufiger werdende Ausnahme, aber unter den Vulkaniern nicht unumstritten.

Bereits jedes vulkanische Kind nimmt an Mentalverschmelzungen – in der Regel im familiären Kreis – teil. Ganz undramatisch dient hier die Mentalverschmelzung unter anderem auch als ein probates Instrument der Wissensvermittlung, ohne dass eine Verbindung der mentalen Sphären erfolgt.
Vielleicht hilft uns das Bild der Zwiebel weiter, um zu verstehen, wie eine Verschmelzung funktioniert. Stellen wir uns die mentale Sphäre eines Individuums derart geschichtet vor, so kann in der Mentalverschmelzung der Grad der Tiefe dosiert werden. Die gebräuchlichste Form betrifft nur die äußersten Schichten, und je nach Zweck bzw. Anlass der Mentalverschmelzung wird auf tiefere Schichten Zugriff genommen oder der tiefere Zugriff erlaubt. Damit einher geht übrigens die zutreffende Prämisse, dass das Bewusstsein bzw. die Sphäre eines Vulkaniers klar organisiert und der Vulkanier sich seiner mentalen Bestandteile detailliert bewusst ist.

Ein Mensch, der mit einem Vulkanier eine Mentalverschmelzung eingeht – Kirk und Spock gehen sie wiederholt ein – hat (zumindest ohne entsprechende Ausbildung) keine Möglichkeit, die Tiefe der Verbindung zu steuern. Er liefert sich dem Vulkanier aus, hat aber das Glück, in ihm ein Gegenüber anzutreffen, dem die Privatsphäre – die eigene und die des Anderen – "heilig" ist. Ein Vulkanier wird unter keinen Umständen die Privatsphäre eines Anderen verletzen und ohne dessen Zustimmung in welche Bereiche auch immer von dessen mentaler Sphäre eindringen.


Z w e i m a l    M e n t a l v e r s c h m e l z u n g :

Eine dramatische, jedoch nicht gewalltätige Begegnung: Spock und Valeris in Star Trek VI

The Next Generation: Spock geht mit Cpt. Picard die Gedankenverschmelzung ein


Der Film "Star Trek VI – Das unentdeckte Land" [stVI], in dem Spock der Vulkanierin Valeris in einer Mentalverschmelzung die Namen der Verschwörer entlockt, mag uns hier etwas Anderes glauben machen. Der Roman zum Film wetzt diese Scharte zur Ehrenrettung Spocks jedoch glücklicherweise wieder aus. Dort erfahren wir, dass Spock sehr wohl von Valeris zu diesen Informationen den Zugang erst erbat und sie – gerührt über seine behutsame Rücksichtnahme selbst unter den gegebenen Umständen – ihm diesen Zugang gewährte. [dil06]
Jedes andere, gewalttätige Vorgehen bei einer Mentalverschmelzung gilt den Vulkaniern als abscheuliches Verbrechen [cri01].

Zur Mentalverschmelzung ist weiterhin notiert

  • dass es gelegentlich auch zu kollektiven Verbindungen (auf Vulkan im Zusammenhang mit familiären Angelegenheiten und natürlich auch im Zuge Spocks weitläufiger Weltraumabenteuer) kommt.
  • dass nur wenige Menschen die "mentale Invasion des eigenen Selbst" ohne Furcht ertragen [lor01].
  • dass jedoch für Kirk die Einleitung der Mentalverschmelzung mit einem Empfinden von Euphorie einhergeht.
  • dass es nur einen einzigen Präzedenzfall gibt, in dem in Folge einer Mentalverschmelzung Erinnerungsstücke des Einen im Bewusstsein des Anderen verblieben [kag01].
  • dass unter seltenen – sehr seltenen! – außergewöhnlichsten und gefährlichsten Umständen auf der Ebene der Mentalverschmelzung gewaltsame Auseinandersetzungen ausgetragen werden (mit ebenso drastischen Konsequenzen, als erfolgten sie körperlich) [ree01 u.a.].
  • dass noch viel seltener tatsächlich von einem Vulkanier jenes abscheuliche Verbrechen begangen wird, gegen den Willen des Anderen in dessen Mentalsphäre einzudringen [lor01].
Die Mentalverschmelzung ist, genau genommen, eine Variante einer übergeordneten mentalen Fähigkeit der Vulkanier – der Telepathie.


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