– h o t )-( s p o t –
©opyright Iris Hoth
 

Christine Chapel




    Christines große Chance (aus "Platons Stiefkinder" [tos67],
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    In der Episode "Implosion in der Spirale" [tos07] werden wir zu Augen- und Ohrenzeugen von Chapels Geständnis ihrer großen Liebe zu Spock. Aber so sehr Spock selbst auch von Gefühlen aufgewühlt ist (wir erinnern uns: unter dem Einfluss eines Virus)... Chapels Liebeserklärung steht er völlig hilflos gegenüber. "Es tut mir sehr leid", bringt er schließlich nach Worten ringend hervor und... verlässt fluchtartig den Raum. Arme Christine.

    Genau in diesem Moment rächt es sich, dass, als ich die Notizen für dieses Projekt zusammenstellte, ich nicht ahnte, welchen Umfang es letztendlich annehmen würde. Hier also aus der Erinnerung, und aus welchem Roman ich es habe, weiß ich auch nicht mehr, der Inhalt einer Konversation zwischen Kirk und McCoy:

    Kirk wundert sich über die immense Wirkung, die Spock auf das weibliche Geschlecht hat. Und – Es wird ja wohl nicht gekränkte Eitelkeit unseres Weltraumplayboys dahinter stecken? – mit genau dieser Frage wendet er sich an seinen Freund Pille. Dessen tiefenpsychologische Ergründung des "Problems" läuft auf Folgendes hinaus:
    Es wurzelt in den archaischen humanoiden Instinkten, dass das Weibchen immer nach dem stärksten Männchen Ausschau hält. Denn seine Stärke wird sich an die Nachkommen vererben und damit deren Überleben sichern. (Was würde wohl Darwin dazu sagen?)
    Aber – so meint Pille – im Falle Spocks werde die Hingerissenheit des Weibchens nicht lange anhalten, denn sehr schnell würde es merken, dass diesem Männchen etwas Entscheidendes fehlt. Nämlich Gefühle! Und ohne Gefühle, ohne Leidenschaft, ohne Paarungslust ist dieses Männchen in gewisser Weise invalid. (Was würde wohl Spock dazu sagen?)

    Und Christine? Über Jahre und Jahrzehnte hinweg bleibt sie in Spock verliebt. Widerlegt sie also Pilles Betrachtungen? Oder ist sie am Ende selbst in gewisser Weise invalid? Präsentiert sie den Prototyp eines Weibchens, das sich in einen unerreichbaren Mann verliebt, weil sie – bewusst oder unbewusst – vielleicht weder einen Mann haben noch Nachkommen gebären will? Oder ist dies das Syndrom der einzigen großen romantischen Liebe, die nur zufälliger- und unglücklicherweise einem Mann gilt, der diese Liebe nicht erwidern kann? Wie könnte sie aber überhaupt auf Erwiderung hoffen, da, indem sie sich in Spock verliebt hat, sie doch auch gerade dessen kühle Distanz lieben muss? Und gäbe er diese Distanz auf... Könnte sie ihn dann noch lieben? Verzwickt, nicht wahr?

    Christines einstmals geplatzte Verlobung (in "Der alte Traum" [tos10] erfahren wir, dass ihr Verlobter Korby nach einer Forschungsmission als verschollen galt, bis die Enterprise ihn findet... um dann erkennen zu müssen, dass der gefundene Korby lediglich ein Androide ist) könnte ein Indiz dafür sein, dass Christine sich deshalb in Spock verliebt, um einmal ihrer ja eigentlich ersten großen einzigartigen romantischen Liebe Korby nicht untreu werden zu müssen, und zum anderen, um sich vor der Wiederholung eines solchen Verlustes zu schützen.

    Überhaupt hat so eine platonische Liebe (Was würde wohl Platon dazu sagen?) gegenüber der fleischlichen eindeutig ihre Vorteile, denn: Sie kann nicht betrogen werden. Genau genommen kann nicht einmal das Liebesobjekt, denn das befindet sich ja mehr als Idee im Kopf des/der Liebenden als dass es Fleisch wäre, verloren gehen. Die platonische Liebe ist ebenso fleischlos wie frei von Risiken. Sie ist ein Geist, der so lange lebt, wie er gefüttert wird. Eine äußerst praktische Angelegenheit.

    So nah beieinander liegen Drama und Komödie... Aus der Unbeflecktheit Christines wahrlich idealer Liebe werden Spock und Christine selbst in die Niederungen der Sinnlichkeit gestoßen. (Und Platons Kinder werden zu Stiefkindern... das sind ja bekanntlich diejenigen, die vom Schicksal schnöde vergessen oder benachteiligt werden.) Zum Gefallen eines launischen Herrschers müssen sie sinnliche Liebe mimen. Wie peinlich! Für Christine ist es wahrscheinlich doppelt und dreifach peinlich... Nicht nur, dass sie das Possenspiel mitmachen muss. Dummerweise zieht es auch noch ihre Träume ins Lächerliche. Dummerweise weiß außerdem Spock auch noch von diesen Träumen und um deren Parodie. Es ist halt wirklich nicht immer von Vorteil, wenn Träume in Erfüllung gehen.

    Natürlich ist Spock ein viel zu diskreter Mann, um Christine jemals mit irgendwelchen Peinlichkeiten zu konfrontieren. Die Geschichte lehrt uns außerdem, dass Christines Liebe zu Spock mit den Jahren immer weniger von Wünschen und Träumen geleitet wird, sondern zunehmend und friedvoll sich selbst genügt. Möglicherweise weicht diese Liebe sogar der Enttäuschung, wenngleich sich ein Hinweis hierauf nur in einer Quelle findet:

    "In den vergangenen vier Jahren hatte es Zeiten gegeben, in denen sie [Chapel] sich danach gesehnt hatte, auf die andere Seite der unüberwindlichen Mauer zu gelangen, um den wahren Spock zu sehen. Doch jetzt wusste sie, dass sie dort nicht mehr als die Rückseite der Mauer sehen würde" [ham03]
    Mir persönlich gefällt dieses Statement ausnehmend gut, weist es doch auf eine weitere Eigenart treu schmachtender Menschen hin: Nämlich dem Objekt ihrer unerwiderten Liebe nur die allerbesten Eigenschaften zu unterstellen. Schweigsamkeit wird da umgedeutet in Tiefe, Kratzbürstigkeit in Sensibilität usw.... Nichts, wofür sich nicht eine weichzeichnende Erklärung finden ließe. Und umso mehr ist der/die Angebetete eher Ausgeburt der eigenen Träume als reales Gegenüber. Dieser Eigenart, die – häufig zu beobachten – auch vielen frisch Verliebten anhaftet, ist wohl jene Volksweisheit zu verdanken, die da behauptet: "Liebe macht blind." Und so muss im zweiten Schritt der Erkenntnis die Ernüchterung folgen... Die Schweigsamkeit verbirgt nicht etwa Tiefe, sondern pure Hohlköpfigkeit. Und die Kratzbürstigkeit zeugt nicht von Sensibilität, sondern lediglich von einem narzißtischen Charakter.
    Dies schreibe ich selbstredend, ohne dabei an Chapels Schmachtobjekt zu denken... denn ohne Frage ist Spock ein Füllhorn nur der allerbesten Eigenschaften.

    Wie bereits gesagt, ist dies der einzige Hinweis darauf, dass Christines Liebe zu Spock möglicherweise ernüchterte und abkühlte. Spock seinerseits hat Respekt vor dieser Frau, die ebenso kompetent wie beständig und selbstkontrolliert ist. Nur seine Liebe, die erringt sie nicht.


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