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©opyright Iris Hoth

Spocks filmische Inkarnation: Leonard Nimoy

 

 

Was wäre Spock ohne Leonard Nimoy?
Nein, nicht NICHTS... Man hätte einen
anderen Schauspieler für die Rolle verpflichtet,
der Spock ebenso zu Ehren gebracht hätte
wie Leonard Nimoy...
oder auch nicht.

Was wäre Leonard Nimoy ohne Spock?
Nein, nicht NICHTS...
aber sicher ein Anderer.

 
In seinem Buch "Ich bin Spock" [nim01] schreibt Leonard Nimoy humorvoll:
"Beginnen wir dieses Buch mit einigen schockierenden Bekenntnissen:
1. Ich führe Selbstgespräche.
2. Ich höre Stimmen im Kopf."

 

 

Glücklicherweise lässt Nimoy uns an diesen vergnüglichen Gesprächen mit seinem alter ego teilhaben:

NIMOY: Spock, weißt du, wie glücklich wir sein können, dass wir einander haben?
SPOCK: Ich glaube nicht an das "Glück". Ich glaube, jedes Ereignis ist statistisch vorhersagbar.
NIMOY: Wirklich? Also – Im Moment meiner Geburt, wie groß waren da meine Chancen, dass ich aufwachsen würde, nach Hollywood gehen, Gene Roddenberry treffen und als grünblütiger, spitzohriger Alien aus dem Weltraum berühmt werden würde?
SPOCK: Im Moment deiner Geburt? Schätzungsweise 789 324 476,76 zu 1.
NIMOY: Aha! Siehst du? Es war eben doch Glück! Die Chancen standen schlecht!
SPOCK: Kaum. Denn mit jedem Moment, der in deinem Leben verging, beschleunigte ein Ereignis das folgende und machte es damit wahrscheinlicher. Zum Beispiel hast du dadurch, dass du von Boston nach Los Angeles umgezogen bist und hart an der Vervollkommnung deines Handwerks gearbeitet hast, deine Chancen auf eine erfolgreiche Schauspielerkarriere um einen wesentlichen Faktor verbessert, nämlich von 1 726 534,2 zu 1 auf 351 233,82 zu 1. So wie ich, indem ich auf die Starfleet-Akademie gegangen bin, meine Chancen verbessert habe, auf der Enterprise zu dienen. Wie dein Miguel de Cervantes schon sagte: Der Fleiß ist die Mutter des Glücks.
NIMOY: Ja, aber selbst als ich nach Hollywood kam, wie groß war da die Wahrscheinlichkeit dafür, dass ich einen Außerirdischen spielen würde – vom Planeten Vulkan?
SPOCK: (kleiner Seufzer) Schätzungsweise 3 400 679 929,936 zu 1...
NIMOY: Ich geb's auf!

Und an anderer Stelle:

NIMOY: Spock, ich hoffe, du weißt, dass ich keinerlei Gefühle der Eifersucht oder Konkurrenz gegen dich hege. Schließlich bin ich du. Und du bist ich.
SPOCK: Wie bitte?
NIMOY: Du bist aus dem entstanden, was ich bin. Aus Teilen meiner Persönlichkeit.
SPOCK: (steif) Ich kann keine offensichtliche Verbindung erkennen. Du bist schließlich ein emotionaler Mensch. Und ich...
NIMOY: Ja, ja. Ich weiß. Du bist ein Vulkanier. Halbvulkanier. Aber ein Teil von dir ist menschlich. Lass es mich anders sagen. Wenn ich nicht wäre, gäbe es dich dann?
SPOCK: (Pause) Vielleicht.
NIMOY: Wenn ein anderer Schauspieler dich zum Leben erweckt hätte. Aber dann wärst du nicht genau der Vulkanier, der du heute bist, oder?
SPOCK: (widerwillig nachgebend) Nein. Ich nehme an, das wäre ich nicht.
NIMOY: Wir haben beide viel Glück gehabt, Spock. Das Glück, dass wir dieses unser Leben gelebt haben, und das Glück, dass wir einander gehabt haben. (Macht sich auf die zu erwartende Lektion in Sachen Glück kontra Statistik gefasst.)
SPOCK: (sanft) Ja, ich glaube schon...

 
Nicht nur Nimoy und Spock hatten Glück, sondern auch die Millionen Zuschauer und Fans. Denn tatsächlich bilden die beiden, der Mime und der Halbvulkanier, eine äußerst gelungene Symbiose. Was Spock angeht, so lässt sich feststellen, dass er von seiner Darstellung durch Nimoy nur profitiert hat. Dank Nimoy ist Spock die komplexe Gestalt, die wir kennen, und der Nimoy nicht nur zu Tiefe, sondern auch zu kühler Attraktivität verholfen hat.

Eine Kurzbiographie und umfangreiche Filmographie Leonard Nimoys ist im Internet auffindbar.
Informationen in Buchform gibt es in der bereits zitierten Autobiographie Nimoys "Ich bin Spock" [nim01], dem Nimoy in den 70er Jahren ein anderes Buch vorausschickte mit dem Titel "I am not Spock" (dieses Buch gibt es bislang nur in englisch).
Ralph Sander berichtet über Nimoy in "Das Star Trek Universum", Band 1 und 2 [san01, san02] und kompakt in dem Heyne-Mini "Star Trek Classic - Leonard Nimoy" [san03].

Was den 1931 geborenen Leonard Nimoy angeht... Er erlebte aufgrund seiner Darstellung des logischen Aliens nicht nur Positives. Nachdem Nimoy als Spock berühmt geworden war, war es für ihn zunächst außerordentlich schwierig, seinem damit geschaffenen Image zu entrinnen. Vielleicht deshalb betitelte er sein erstes Buch mit "Ich bin nicht Spock". Vor und nach den Star Trek-Staffeln wirkte Leonard Nimoy in einigen amerikanischen Serien mit. Auf der Bühne stellte er unter anderem in einem Ein-Mann-Stück Vincent van Goghs Bruder, in einem anderen Stück den verrrückt gewordenen römischen Imperator Caligula dar.

Letztere Rolle kommentiert Nimoy wie folgt:

"Und ich bekenne, es gab Zeiten, da ärgerte mich Spocks ununterbrochene Gegenwart. Ich erinnere mich ganz deutlich an damals, als ich in Austin, Texas, eine Vorstellung als der verrückte Imperator in Caligula gab.
Es gab eine Textzeile in dem Stück, die ich fürchtete, und zwar wenn Caligula sagt: "Wir haben beschlossen, logisch zu sein."
Abend für Abend ging ich an diese Worte wie ein widerwilliges Pferd an eine Hürde heran; ich wollte es nicht sagen, wusste aber, dass ich es musste. Und sobald ich jene schicksalhaften Worte äußerte, konnte ich – oder zumindest fast, in der Stille – das kleine Lachen hören, welches sagte: "Er ist hier. Spock ist hier..."

Leonard Nimoy bei den Dreharbeiten zu "Star Trek III – Auf der Suche nach Mr. Spock" mit DeForest Kelley und William Shatner

Außer als Schauspieler versuchte Leonard Nimoy sich auch als Sänger und Dichter und brachte eine Schallplatte sowie einige Gedichtbände heraus. Bezogen auf seine filmische Karriere machte er sich zusätzlich als Regisseur und Autor einen namen. Eine seiner wohl bekanntesten Regiearbeiten dürfte das amerikanische Remake von "Drei Männer und ein Baby" sein (das in einer Eingangsszene mit einem ganz entzückenden Wandbild geflügelter, glücklicher, spitzohriger Babies aufwartet).

Außerdem führte er in Star Trek III und IV Regie, wobei ich ja hinsichtlich "Star Trek IV – Zurück in die Gegenwart" den Verdacht hege, dass Nimoy einfach mal einen Film komplett im Bademantel drehen wollte... sicher eine enorme Erleichterung gegenüber den unbequemen und steifen Uniformen, die den Offizieren in "Star Trek II - Der Zorn des Khan" verordnet worden waren.

Mich persönlich erfüllt es mit einer gewissen Befriedigung, und ich finde es angemessen, dass dem interessantesten Star Trek-Charakter der TOS-Ära auf Seiten der Darsteller auch der vielseitigste und talentierteste Schauspieler und Regisseur entspricht.


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