Fellow — 2006/2007


Es gibt Bilder, die man nie gemacht hat, und die sich trotzdem unvergesslich eingeprägt haben: Fellow als kleiner Kater, der mit kullerrunden Augen über den Badewannenrand lugte, um zu sehen, was sich da tut. Fellow, der nicht mehr bei jeder meiner Bewegungen gleich davon stob und als ich die Hand vorsichtig auf den Rand seiner Liegemulde legte, zögerlich und tapfer seine Pfote ausstreckte und mit eingezogenen Krallen nach der Hand tatzte, um sie zu vertreiben. Fellow in einem Anflug von übermütigem Wagemut, der plötzlich einen Galopp durch das Zimmer auf mich zu machte, nur um sich 50 cm vor dem Ziel daran zu erinnern, dass er doch Angst vor mir hatte. Fellow, als er nach Monaten zum ersten Mal mit meinem Fuß schmuste.

Und später: Fellow im morgendlichen Nachlaufspiel mit Blue, wie er auf dem Bett in Deckung ging, Ohren und Schnurrhaare gespitzt und mit den Hinterpfoten trippelnd, um im rechten Moment abzuspringen. Fellow, der voller Neugier und Verwunderung das Kaninchen der Nachbarin beschnüffelte. Fellow auf der Fensterbank, aufgeregt schnatternd, weil er einen Vogel auf dem Dachfirst sitzen sah. Fellow, der auf dem Tisch saß und das Gesetz der Schwerkraft erkundete, indem er mit unnachahmlicher Nonchalance alle losen Gegenstände wie Stifte, Radiergummi, Feuerzeug, über den Tischrand schob, um dann seelenruhig ihrem Fall hinterher zu spähen.

Noch später: Fellow, der die Feder am Angelschnürchen jagte und dabei voller Begeisterung um den Kratzbaum hangelte. Fellow, der sich hungrig und glücklich von einem Napf zum anderen durchfraß. Fellow im Spiel mit Daleth, aufmerksam vom Stuhl nach unten lugend, um Daleths Tatzenhieb zu parieren. Fellow, der zum ersten und einzigen Mal in seinem Leben etwas vom Tisch stibitzte, als ich Hackfleischbällchen machte.

Und Fellow in den letzten Wochen, als es schon schwierig war, ihn zum fressen zu bewegen, er aber leichtfüßig antrabte und vor Begeisterung quietschte, als ich Katzenminze ins Futter mischte. Fellow, Fellow, Fellow...

 

 

mein wundervoller Fellow
Ramponiert, durchlöchert und heiß geliebt. Die Liegemulde am alten Kratzbaum, von Kittentagen an einer von Fellows Lieblingsplätzen.

Es gibt Dinge, die man nicht fotografieren kann, die aber genauso Teil eines Wesens sind wie sein Äußeres und die das Zusammenleben genauso prägen. Fellows stete Aufmerksamkeit, mit der er jede Zuwendung zärtlich erwiderte. Die Weichheit seines Fells, die Kuschelstunden. Sein diskretes Schnurren in meinem Ohr, mit dem er mich manchmal morgens weckte.

 

Eigentlich konnte ich Fellow nicht beim Putzen zusehen, ohne unmittelbar das Bedürfnis zu spüren, meine Finger in dieses weiche Fell zu stecken. Wie ich weiß, hat allein der Anblick von Bildern von Fellow dieses Bedürfnis auch in anderen Katzenmenschen geweckt. Aber trotz aller Aufgeschlossenheit, Fellow ließ sich von Fremden kaum streicheln. Wie eine Freundin es ausdrückte: "Es war eine Ehre, ihn berühren zu dürfen."

 

 

März 2007, erste Sonnenwärme nach dem Winter und endlich wieder freier Balkonzugang.

 

 

Jeden Tag verschwammen diese wunderschönen Augen vor meinem Blick, wenn Fellow mir seinen lieben Katerkopf ins Gesicht drückte.

 

 

Neben Fellows Verhaltensweisen und Eigentümlichkeiten gab es auch Dinge, die Fellow niemals tat und die ihn gerade deshalb auszeichneten.
 
Niemals hat Fellow auf meinem Schoß geschlafen. Auf meinem Schoß lag er kaum mal ein paar Minuten still und die auch nur, während ich ihn streichelte. Ansonsten trappelte er auf meinen Beinen, schmuste mit meiner Hand und gab Köpfchen. Fellow war ein galanter und aktiver Schmuser.
 
Niemals hat Fellow bei Tisch gebettelt und überhaupt zeigte er auch keinerlei Interesse an Menschennahrung. Niemals hat Fellow lauthals etwas eingefordert, niemals war er nörgelig oder schlecht gelaunt. Und niemals war er aggressiv.
 
Lange Zeit dachte ich, Fellow habe sich auch niemals - außer gelegentlich im Spiel - durchgesetzt. Aber inzwischen weiß ich, dass es in der Wohnung "Fellow-Plätze" gab, die nicht deshalb "Fellow-Plätze" waren, weil Blue oder Daleth diese Plätze nicht auch gemocht hätten, sondern weil Fellow sie in Anspruch nahm und sie respektierten, dass dies eben Fellows Plätze waren.

 

 

Unendlich zärtlich und unendlich lieb — mein Traumkater Fellow

 

 

Im sommerlichen April 2007

Nicht alles, was gut riecht, schmeckt deshalb auch gut :-)

 

 

Fellows Trinkkübel, von denen es drei in der Wohnung und einen auf dem Balkon gab. Trinken gegen die CNI.

Als Jugendliche habe ich einmal einen Meteoriten gesehen. Es war ein feuriger, leuchtender Ball, der über den Nachthimmel schoss und mit einem zischenden Pfeifen die Atmosphäre durchschnitt. Er zog einen flammenden Schweif nach sich, der in bunten Farben leuchtete. Am nächsten Tag erfuhr ich aus dem Radio, dass es ein Meteorit war, den ich gesehen hatte. Es war einmalig. Und auch wenn ich nie wieder in meinem Leben einen Meteoriten sehe, wird dieses Erlebnis trotzdem immer Bestandteil meiner Erfahrung und meiner Erinnerung und immer Teil meines inneren Reichtums sein. Ich habe einen Meteoriten gesehen. Und - ungleich mehr als das - ich habe Fellow geliebt. Der Meteorit schenkte mir Sekunden, Fellow schenkte mir Jahre. Ein unverlierbarer Reichtum.

 

 

 

 

Fellow liebte die Sommerabende und -nächte auf dem Balkon. Der Sommer 2007 war zu kalt und zu verregnet, als dass er die Nächte auf dem Balkon hätte verbringen können.

Die letzten Bilder von Fellow, aufgenommen im September 2007. Ich sah ihn oft so kauern, wenn ihm übel war. Es schnitt mir jedes Mal ins Herz.

Fellow — 05.1995 - 21.10.2007

Ich streiche inzwischen nicht mehr jeden Abend die Decke glatt,
damit du gut liegst, wenn du zum Gutenacht-Kuscheln kommst.
Ich weiß, du bist fort.
Ich wundere mich nicht mehr, wenn Blue auf der Recammiere liegt
oder Daleth in der Mulde – deine Plätze.
Sie wissen und ich weiß, du bist fort.
Aber nicht einmal der eifrigste Kammerjäger würde es jemals schaffen,
jedes Haar und jede Kralle, die es von dir in dieser Wohnung gibt,
zu finden und zu entfernen.
Und keine Zeit meines Lebens wird es schaffen,
dass ich dich vergesse oder nicht mehr liebe.

 

– – – ENDE – – –

 


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